Heute schon ein Vögelchen gesehen?
Mit Vogelgesang aufwachen, Vögeln beim Bad zusehen können, sie bei der Brutpflege beobachten können, alles tolle Momente, die selten geworden sind. Echt schade, finde ich. Und das nicht nur, weil ich Vögel mag, sondern weil Vögel, so wie auch wir, ein wichtiger Teil des Ökosystems sind.
Eine artenreiche Kulturlandschaft ist heute selten geworden. Riesige Rapsfelder, riesige Maisfelder und riesige Getreidefelder sind hingegen inzwischen allgegenwärtig und auch wichtig, um wirtschaftlich produzieren zu können, kann man nachlesen. Auf diesen Feldern finden Vögel wenig zum Leben. Von den heimischen Brutvogelarten sind rund 43% gefährdet. Die rote Liste der bedrohten Vögel wird länger und länger. Aufgrund dieser unerfreulichen Entwicklung sind es wir Gartenbesitzer, die mit ihren Gärten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können. Unter den Vögeln, die sich in unseren Gärten tummeln, findet man in erster Linie solche, die auf Früchte, Samen, Insekten, Spinnen, Käfer und Würmer angewiesen sind.
Was braucht es für ein Vogelparadies?
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Größere und kleinere Laub- und/oder Nadelbäume
Bäume sind für Vögel Schlafplatz, Deckung, Nahrungsquelle, Lebensraum, Schattenspender und Nistplatz.
In der Rangliste der besten Vogelschutzbäume und gleichzeitig Nährbäume ist der bis zu 6 Meter hoch werdende Schlehenbaum der Top-Baum. Seine Stacheln machen es Nesträubern schwer, an Vogeljunge heranzukommen, seine intensive nektarreiche Blüte lockte viele Insekten an und seine Früchte im Herbst sind eine Leckerei für die Beerenliebhaber unter den Vögeln. Aber auch der gemeine Wacholder, der Weißdorn, der Rotdorn, die Vogelbeere, der Pfaffenhüttchen-Baum und viele andere Laub- und Nadelbäume sind bei vielen Gartenvögeln in mehrfacher Weise sehr beliebt. Und wer z.B. bereits einen alten großen Apfelbaum hat, hat hier nicht nur einen Schattenspender für sich selbst, sondern auch einen großartigen Lebensraum für Vögel.
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Sträucher und Stauden
Heimische Sträucher in unterschiedlichster Höhe haben einen sehr wichtigen Platz in Gärten, die ein Vogelparadies sind. Sie dienen als Nistplatz, als Deckung, als Nahrungsquelle, als Schattenspender, als Insektenmagnet und als Gehölz, unter dem es für viele Vögel am Boden viel (Bodenlebewesen, Käfer, Insekten, Spinnen) zu finden gibt. Strauchrosen, Kletterrosen, der Ilex, der gemeine Schneeball, der Holunder und die Berberitzen sind besonders wertvolle Vogelnährgehölze. Bei der Auswahl von Blühpflanzen sollten ungefüllte Blüten bevorzugt werden. Gefüllte Blüten sind zwar schön anzusehen, haben aber kaum Wert für die Insektenwelt. Durch Blüten angelockte Käfer, Schmetterlinge, Bienen, Fliegen, etc. sind Nahrungsquelle für so manchen Vogel und wichtig für die Jungvogelaufzucht. Die Samenstände im Herbst und Winter und der Fruchtbehang an vielen Sträuchern ist eine wichtige Nahrungsquelle für die kalte Jahreszeit. Wichtig ist, die Stauden über den Winter nicht abzuschneiden, damit Insekten über den Winter Unterschlupf finden.
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Sauberes Wasser an „sicheren Stellen“
Vögel müssen ein paar Mal am Tag trinken, was bei langen Trockenzeiten gar nicht so einfach ist, wenn es nirgendwo mehr Wasserlacken zu finden gibt. Eine täglich gereinigte Vogeltränke an einem gut einsehbaren Platz wird daher dankbar angenommen. Und es wird nicht nur getrunken, auch als Bad sind Wasserstellen für einige Vögel wichtig. Ein sauber gewaschenes Gefieder bietet beispielsweise besseren Schutz vor Kälte, weil sich der Vogel damit besser aufplustern kann. Daher ist das Bad bei einigen Vögeln auch in der kalten Jahreszeit wichtig. Grundsätzlich haben Vögel keine Schweißdrüsen. Um sich im Sommer zu kühlen haben sie verschiedene Strategien. Manche stellen sich ins Wasser, manche spreizen die Flügel und versuchen im Schatten den Luftzug zu nutzen, manche legen sich auf den kühlenden Boden und andere wiederum hecheln, ähnlich einem Hund, um sich zu kühlen. Wenn es heiß ist, brauchen Vögel jedenfalls mehr zu trinken als sonst.
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Zusätzliche Futterstellen
Wenn ein Garten naturnah angelegt ist, ist eine zusätzliche Fütterung eher ein angenehmer Luxus für Vögel, als unbedingt nötig. In Gärten hingegen, wo es für Vögel wenig Nahrung gibt, wird ein artgerechte Fütterung; z.B. Mehlwürmer als Eiweißlieferanten für die Jungvogelaufzucht, Samen und Kerne und Obst; gerne angenommen. Generell ist wichtig, dass das Futter bei Futterstellen sauber und trocken ist, damit sich über die Futterplätze keine Krankheiten ausbreiten. Die ganzjährige Fütterung hat für uns Gartenbesitzer den Vorteil, dass man den Vogel ganzjährig häufiger beobachten kann. < >„Vogelsicher gemachte“ Glasscheiben Anbringung von Nistkästen
Aufgrund dem Mangel an alten Bäumen mit natürlichen Baumhöhlen in vielen Gärten, werden Nistkästen aus Naturmaterial von einigen Vogelarten gerne angenommen. Diese sollten bis März an sicheren schattigen Standorten angebracht worden sein. Wichtig ist die jährliche Entleerung und Reinigung im Spätherbst.
Ich wünsche uns allen viel Freude an unseren gefiederten Mitbewohnern und den nötigen Mut, Gärten bunt und naturnah zu gestalten. Ich schreibe Mut, weil so mancher Mitmensch wenig Verständnis für Bäume und deren abgefallene Blätter und Nadeln, blühende Sträucher, die nicht streng geformt sind, und für ein wildes Eck im Garten hat. Dabei ist gerade jedes wilde Eck ein kleines Naturparadies. Belohnt wird man dafür u.a. aber mit Vogelgesang, mit Vogelflugvorführungen und mit Leben in den Gärten. Zusätzlich können viele kleine Vogelparadiese für den Artenerhalt viel bewirken.